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cocos – Corona Component Standards |
Version 8 vom 17. Juni, siehe auch Dokumentenhistorie, hier auch zum Download als PDF.
Führende Akteure des Gesundheitswesens haben sich in den vergangenen Wochen zur cocos-Initiative (Corona Component Standards) zusammengeschlossen. Ziel der Initiative ist es, einheitliche Datenformate und Standards zur Interoperabilität für Covid-bezogene Daten und deren Zusammenführung zu etablieren.
Während der Corona-Pandemie, die unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellt, entstehen in der Wissenschafts-, Tech - und Startup-Szene im Moment unabhängig voneinander vielfältige Lösungen zur Erforschung von und zum Umgang mit Covid-19. Die cocos-Initiative will darauf hinwirken, dass die vielen kreativen und gute Ansätze zusammenfinden, miteinander koordiniert und aufeinander angepasst und damit besser wirksam werden.
Interoperabilität ist die Fähigkeit von zwei oder mehr Menschen, Organisationen oder Systemen, Informationen auszutauschen, diese zu verstehen und wiederzuverwenden.
Sie beschreibt übergeordnet die Fähigkeit von Organisationen, im Interesse der Verfolgung von Zielen von beiderseitigem Nutzen zusammenzuwirken. Dies schließt ein den Austausch von Informationen und Wissen zwischen den beteiligten Organisationen durch von ihnen unterstützte Geschäftsprozesse mittels Datenaustausch zwischen ihren Informations- und Kommunikations-Systemen. Ebenso schließt sie die Berücksichtigung von europäischen Empfehlungen/Vorgaben und die Beachtung internationaler Standards ein, um größtmögliche Kompatibilität in der Implementierung von Standards und Effizienzsteigerung in der Entwicklung und Nutzung von Systemen zu erreichen. |
Interoperabilität im digitalen Gesundheitswesen fußt im Kern auf den drei Säulen der
Interoperabilität wird flankiert durch sichere Kommunikation, effiziente Speicherung und angemessene Analyse-und Auswertungsmöglichkeiten.
Interoperabilität wird umrahmt von organisatorisch-rechtlichen Festlegungen, in denen auf nationaler Ebene eine vertrauenswürdige Umgebung von kollaborierenden Akteuren erzielt wird.
Abbildung: Schalenmodell Interoperabilität (Quelle hih, 2020)
Interoperabilität ist in erster Linie zu verstehen als das Ergebnis effizienter Teamarbeit von Menschen mit teils unterschiedlichen Fähigkeiten (Skills). Um dieser sozialen Komponente von Interoperabilität Rechnung zu tragen, lässt das cocos.team solche Gruppen von Experten zum Zwecke optimaler Interoperabilitäts-Lösungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zusammenwirken und koordiniert zielgerichtet und fachgerecht die Aktivitäten. Diese Aktivitäten sind so genannten Teams zugeordnet, die im Nachgang näher beschrieben werden.
Die cocos-Initiative will Interoperabilität erreichen und folgt dabei folgenden Grundsätzen.
Im Laufe der Corona-Pandemie ist nicht nur deutlich geworden, wie wichtig digitale Lösungen im Streit gegen das Virus sind. Es sind eine Vielzahl von kleinen und größeren Lösungen entstanden, die entlang der so genannten Patient Journey, der „Reise“ des Patienten durch eine mögliche Erkrankung bis hin zur Genesung (siehe Abbildung), entstehen und aufgezeichnet werden.
Abbildung: Patient Journey (Quelle hih, 2020)
Da es bisher an einem verbindlichen Rahmen für die Formate zum Austausch und der Speicherung und Analyse der Daten mangelte, sind vielfältige Lösungen entstanden. Diese waren zwar auf der einen Seite innovativ und hilfreich für den Versorgungs- und Forschungsprozess, ließen aber auf der anderen Seite Interoperabilitätsaspekte zu kurz kommen – aus Unkenntnis oder anderen Gründen – und es wurden stattdessen Lösungen entwickelt, die nicht auf Vorarbeiten im Bereich Interoperabilität Bezug nehmen. Das führt zu einer Sammlung von zwar guten digitalen Lösungen, bei der aber jede auf einer eigenen Insel Daten hält und von der Nachbarinsel erwartet, sich seinem eigenen „Standard“ anzupassen.
Dabei gibt es inzwischen passgenaue internationale offene Standards für die anvisierten Datenmodelle und Abläufen/Prozessen, die einheitlichen Benennungen der Informationen (Terminologien) und technische Datenformaten, die auch für andere eHealth-Lösungen etabliert sind oder gerade werden und die auch für den cocos-Anwendungsfall sehr einfach genutzt werden können. Damit ist das Ziel von cocos definiert: die Schaffung eines interoperablen Ökosystems als digitaler Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie.
Die Corona Component Standards sind Sammlungen von best practices in den Bereichen Datenbeschreibungen, Terminologien und FHIR-Profile und schaffen so ein interoperables Ökosystem, in dem sich alle Beteiligten mit Daten diskrimierungsfrei (siehe oben) agieren können. Sie sollen dazu dienen, bereits im deutschen Gesundheitswesen verbreitete oder derzeit in Verbreitung befindliche Spezifikationen für die Datennutzung im Bereich von Covid-19 zu kombinieren und wiederzuverwenden. Die Nutzung soll einrichtungs- und sektorenübergreifend sowie berufsgruppenübergreifend möglich sein.
Auf diese Weise sollen bisherige Arbeiten im Bereich der standardisierten Repräsentation medizinischer Informationen zusammengeführt und mehrfache, unterschiedliche inhaltliche Beschreibungen, semantische Annotationen und technische Profilierungen vermieden werden. Dies kann im Rahmen der Initiative zunächst nur empfehlenden Charakter haben, doch können aus den Erfahrungen und Ergebnissen der Initiative Impulse für zukünftige verbindlichere Festlegungen entstehen, die im Rahmen der bestehenden gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben zur Optimierung von Prozessen und Abläufen beitragen können.
Die dargestellten Komponenten unterliegen in der Regel keinen Nutzungseinschränkungen.
Die cocos-Initiative will zur Erreichung dieser Ziele
Im Fokus von cocos.team steht die Bereitstellung sowie Entwicklung von und die Information und Beratung zu technischen Standards im Zusammenhang mit Covid-19. In Bezug auf die Governance soll in cocos.team auch hier Best Practice angewendet werden, die sich zum großen Teil aufgrund der Erfahrungen in den Mitgliedsorganisationen zu diesem Thema ergeben. Die cocos-Initiative will diese Erfahrungen und Vorgehensweisen hier zusammenstellen und anwenden.
Die Initiative beschäftigt sich hingegen nicht mit der eigentlichen Datenhaltung, mit konkreten Verfahren zur Datenanalyse, mit der Bereitstellung von Datenschutzthemen oder mit der Speicherung und Weitergabe spezifischer Daten.
Den Corona Component Standards zugrunde liegen derzeit Elemente aus:
Es wird jeweils auf die aktuelle Version dieser Spezifikationen verwiesen. Neben der Auswahl relevanter Datenelemente dienen die bestehenden Spezifikationen auch zur Strukturierung der cocos-Elemente. Als Bestandteile einer patientenzentrierten medizinischen Dokumentation basieren Struktur und Inhalte außerdem auch auf der internationalen Patienten-Kurzakte “International Patient Summary”, die ihrerseits einen Kristallisationspunkt einer Lösung für Inhalte der elektronischen Patientenakte darstellt.
Im Fokus der Sammlungen von cocos stehen Interoperabilität, Sicherung und Beschreibung von Datenqualität sowie Abbildbarkeit von Daten-Provenienz (Datenherkunft) und zuverlässige Zusammenführbarkeit der Daten (Data-Linkage).
Neben den oben beschriebenen Grundlagen für Standards auf der Basis von bereits heute diskutierten Inhalten und Strukturen, wird es auch möglich sein, Vorschläge für neue Dateninhalte zu unterbreiten oder anzufordern.
Das cocos Direktions-Team wird sich mit den Vorschlägen und Wünschen kurzfristig auseinandersetzen und Empfehlungen für Standards aussprechen. Dabei wird die Passform der Covid-Komponenten in die Gesamtsystematik des Ökosystems von erheblicher Bedeutung für die Beurteilung durch die Experten sein.
Eckpfeiler des Ökosystems sind HL7-FHIR-Konformität und die semantische Abbildung in verfügbaren Nomenklaturen wie LOINC, perspektivisch auch vollumfänglich SNOMED-CT.
Ebenso sollten die bestehenden Empfehlungen zu Grundelementen (Stammdaten, Namenskonventionen, Codesystemen und Value Sets) der KBV-MIOs, des MII-Kerndatensatzes und des vesta-Verzeichnisses der gematik nicht unbegründet unberücksichtigt bleiben.
Die Initiative cocos.team ist in drei Teams unterteilt. Durch diese Aufteilung soll in dieser Interoperabilitätsoffensive die optimale Wirkkraft entstehen. Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die teams gegeben.
Abbildung: Die cocos.team Initiative und seine Teams (Quelle hih, 2020)
Es soll ein Koordinations-Team (K) eingerichtet werden. Dieses ist als Doppelspitze ausgelegt und stellt den Koordinator für Interoperabilitätsfragen rundum cocos in Deutschland dar. Das Team erarbeitet eine nationale Corona-eHealth-Strategie für Interoperabilität in Zusammenarbeit mit dem Direktions-Team sowie allen weiteren Stakeholdern in diesem Bereich und unterstützt deren Umsetzung. Es sorgt für Information, Transparenz und Beratung zu den Themen der Initiative.
Sie wird perspektivisch von einer exekutiven Assistenz unterstützt, die Abläufe koordiniert und organisiert.
Die Zusammensetzung dieses Teams sollte idealerweise vom jeweiligen Bundesminister für Gesundheit (BMG) und vom Bundesminister für Wissenschaft und Forschung (BMBF) einvernehmlich bestimmt werden.
Aktuelle Besetzung:
Das Direktions-Team (D) ist eine Gruppe von sieben oder neun Vertreterinnen und Vertretern aus den unterschiedlichen Bereichen des digitalen Gesundheitswesens. Sie sollen die Bereiche Patient, Politik, Versorgung, Wissenschaft, Industrie, Standardisierung und Europa repräsentieren. Das Team sorgt unter anderem für eine Kuration und Konsolidierung der zu verwendenden Standards, Profile und Leitfäden, so dass es zu einem konsistenten größeren Ganzen zusammenpasst. Sie diskutieren und bewerten Anfragen, die sich mit der Erstellung von Lösungsvorschlägen für noch bestehende Probleme im Bereich der Standard-Komponenten drehen und ordnen so zu entstehende Lösungen in das Gesamtbild ein. Bei der Erarbeitung der Lösungen wird das Experten-Team (siehe unten) einbezogen. Sie koordiniert auch den Austausch mit europäischen Initiativen, um hier größtmögliche Synergie-Effekte nutzen zu können.
Es ist zurzeit (Mai 2020) zunächst ad-hoc und auf Widerspruchbasis mit Personen aus der Mitte der bis dahin beteiligten Organisationen aus cocos.team besetzt, soll aber in seiner Zusammensetzung durch Entsendung von Vertretungen aus den insgesamt beteiligten Organisationen und Wahl durch die beteiligten Organisationen bestimmt sein.
Aktuelle Besetzung:
Name | Organisation |
Schwerpunkte |
Dr. Bernhard Tenckhoff |
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) |
Versorgung |
Prof. Dr. Sylvia Thun |
Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG), Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie GMDS e.V., HL7 Deutschland e. V. |
Standardisierung, Wissenschaft |
Dr. Kai U. Heitmann |
health innovation hub (hih) |
Standardisierung |
Dr. Stefanie Weber |
ehemals Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), jetzt Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) |
Terminologien, Regulatorik, Europa |
Dr. Danny Ammon |
Medizininformatik-Initiative (MII), Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie GMDS e.V. |
Wissenschaft |
Andreas Grode |
gematik GmbH |
Koordination, Europa, Standardisierung |
Kim Becker |
bvitg e. V. |
Industrie |
Ralf Heyder |
Netzwerk der Universitätsmedizin |
Versorgung, Wissenschaft |
N.N. |
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Das Experten-Team (E) ist ein „Pool“ von Experten aus den drei Säulen Fachinhalte, Terminologien und Datenformate sowie mit flankierenden Fertigkeiten zu Datenschutz- und Datensicherheit, Analyse, Tooling, Regulatorik u.a. Sie wollen für ihre jeweilige Expertise Aufgaben übernehmen. Das geschieht im Moment meist noch auf unentgeltlicher Basis, doch muss hierzu in naher Zukunft auch finanzierte Arbeit in Erwägung gezogen werden. Zu den Aufgaben gehören die Analyse und Erstellung von Fachanforderungen, die Zusammenstellung und Bewertung von Terminologien und die Erstellung von Profilen und Leitfäden.
Abbildung: Skill Pills für Experten
Aktuelle Besetzung: im Entwurf hier zu finden cocos.team/experten.html
Das cocos-Team betreibt eine Website unter cocos.team, auf der alle relevanten Informationen versammelt sind. Insbesondere die Artefakte sind hier gelistet und beschrieben.
Die Website wird zunächst gehostet vom health innovation hub (hih) und ist technisch realisiert durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).
Zum Zwecke der Information über vorhandene Komponenten Informationen darüber in so genannten Kacheln zusammengefasst, nach den drei Themengebieten der cocos-Initiative gruppiert und sind durchsuchbar. Sie verweisen auf die jeweiligen Original-Komponenten.
Nähere Erläuterungen finden sich auf der Website.
Zum Zwecke der Kollaboration werden Tools eingesetzt, die sich in anderen Organisationen und Initiativen wie beispielsweise der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Medizininformatik-Initiative bewährt haben.
Hier ist zum Beispiel die Open-Source Kollaborationsplattform ART-DECOR zu nennen, das zur Dokumentation der Anforderungen und der Terminologien in vielen Projekten in Deutschland und Europa intensiv genutzt wird. Die Spezifikationen der Nationalen eHealth Umsetzungen z. B. in Österreich, der Schweiz und der Niederlande fußen auf diesem Tool.
Lösungen, die in cocos genannt und referenziert werden, stehen idealerweise in dieser Kollaborationsplattform zur Verfügung.
Hier wird typischerweise Forge (firely) verwendet, perspektivisch kommen hier auch andere Werkzeuge infrage.
Die erstellten FHIR-Profile mitsamt zugehörigen Terminologien und Beschreibungen werden typischerweise in Repositories zur Verfügung gestellt, hier haben sich insbesondere z. B. Github und Simplifier (firely) bewährt. Es ist darauf zu achten, dass geeignete Visualisierungsmöglichkeiten der Profile verfügbar sind.
Implementierungsleitfäden, die alle Artefakte anwendungszentriert zusammenfassen, sollen hier ebenfalls verfügbar gemacht werden und über geeignete Visualisierungsmöglichkeiten dargestellt werden können.
Lösungen, die in cocos genannt und referenziert werden, liegen idealerweise in diesen Repositories zur Verfügung.
Die cocos-Initiative will vorrangig bereits vorhandene Interoperabilitäts-Vereinbarungen und -Spezifikationen listen und für den Anwendungszweck von cocos bewerten und bewerben. Diese Spezifikationen sollen den Grundsätzen von cocos genügen (siehe oben), doch auch in ihrer Genese einem transparenten, vertrauenswürdigen, kollaborativen und möglichst offenen Prozess gefolgt sein.
In den angeschlossenen Organisationen und Initiativen sind bereits Governance-Richtlinien verfasst, die deren Verfahrensweisen zur Erlangung von Spezifikationen regeln. Hier sind insbesondere das Governancepapier der Medizininformatik-Initiative, das MIO-Verfahren der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und das Abstimmungs- und Kommentierungsverfahren von HL7 Deutschland genannt.
Hier sollten die Pressemitteilungen von bvitg, KBV und MII Vertreter zu Worte kommen. PM 1x alle zwei Wochen, auch kleine sind gut.
Zu den Perspektiven der cocos-Initiative im Speziellen und Interoperabilität im Allgemeinen ist ein weiteres Papier in der Vorbereitung.
Entwurf